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Fotoausstellungen

Robert Halamicek in der Galerie Röver

Robert Halamíček

1964 geboren in der damaligen Tschechoslowakei

1984-1989 Studium der Angewandten Geophysik in Prag

Mai 1989 Ausreise nach Deutschland

Ausstellungen

Dezember 2002 Preis des KulturForums Franken

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Die fotografischen Arbeiten von Robert Halamíček

von Barbara Bogen (Bayerischer Rundfunk)

Was ist das, das da? Tiefe Gewässer aus azurblauem Stoff, aus dem die Paradiese und die Abgründe sind? Meeresfluten oder blaue Horizonte, in die es einzutauchen gilt, die sich weit erstrecken bis ins Nirgendwo? Kristalline Abstraktion? Nie Dagewesenes oder nie so Gesehenes, nur durch neuartigen fremden Blick gebrochen? Was ist das wohl, das da?

Der Fotograf Robert Halamíček hält visionäre Blicke von MikroStrukturen bereit, die sich in der Natur finden und dabei wirken wie in vielfältige Farbe versenkte Abstraktionen. Nie aber läßt sich deren Bestimmtheit und Bestimmung definitiv klären. Es sind vielleicht fensterartige Nischen, die unter anderem diese eine alte Frage wieder eröffnen: die nach dem Grund, dem Raum, Lebensraum, in dem wir uns befinden. Was ist das, das da, das Leben? Alles ist möglich, jede Denkweise oder phantastische Interpretation dabei zulässig, doch nichts ist sicher. Klarheiten scheiden aus, haben im Grunde wenig Chancen.

Es ist nicht relevant, worum es sich auf den Fotografien handelt, erklärt der Künstler, von Bedeutung ist das Dasein der Dinge, ihr Wesen, ihre Eigenart, ihre fremd erscheinende schöne Struktur, die es zu entdecken gilt. Es sind fotografisch festgehaltene Dingpoesien, die Halamíček da formuliert mit mikroskopischem Blick herausgeschält aus den zahlreichen Profilen naturhafter Wirklichkeit: diese Baumrinden, Froschlarven, die auf seinen Bildern zu grün strahlenden ästhetiken werden.

Sie scheinen wie die Nah- und Großaufnahmen von kaleidoskopischen Ewigkeiten, sind zugleich dunkle Irritationen, helle Schönheiten und digitale Zeichnungen von hoher Plastizität.

In einer anderen Sequenz präsentiert Halamíček plötzlich Menschen, die sich auf dieser Folie, diesem unergründlichen Lebensgrund bewegen. In Prag und in New York hat der Künstler mit der Kamera Obdachlose beobachtet, gebeugte Wesen an der Peripherie des Globalen und dennoch mittendrin im Focus der schnellen, kalten Wirklichkeiten, Menschen, die im Schattenwurf des kapitalen Systems eins und einander erschreckend ähnlich werden. Das Elend der Erschöpften, dieser modernen „Erniedrigten und Beleidigten” ist gleichgeschaltet. Ihre Folter, ihre Nahrung: der Müll der Metropolen.

Die Bilder zeigen Menschen als Bewohner der Resignation. Dabei krümmen sich die Körper im Bogen zwischen Verzweiflung und, vielleicht, der Unerhörtheit eines Gebets, meist sind es gesichtslose Skulpturen, ausgeschüttet aus der funktionierenden flotten Urbanität. Da ist keine Differenz, will Halamíček kundtun, zwischen den Ohnmächtigen aus USA oder Tschechien. Der soziale weltumfassende Griff löscht diesen Wesen den Atem aus, macht ihre Geschichte nicht erfahrbar.

Was ihnen bleibt, das zeigen die Fotos, ist der Schlaf, der Rausch, der hautenge Horizont der Gedankenlosigkeit; wie man eben ist, wenn man bewußtlos ist oder gemacht wurde.

Natur und Gesellschaft, so ließe es sich vereinfacht sagen, sind die Themen des fotografischen Beobachtens von Halamíček. Die Entstehung des „Bios”, des Lebens ist ungewiß, nicht sicher gar seine Bedeutung. Die dunklen Abseiten einer gleichfalls bewußtlos gewordenen, „unheilbar gesunden” Gesellschaft hingegen sind sehr klar: Was da ist? Hier ist manches im Argen.

Natur - Traum - Bilder... Steigrohre des Unterbewußten

von Rainer H. Kraus

Halamíčeks Bilder sind eine Synthesen aus Wahrnehmung und Gestaltung. Die zwischen diesen beiden Polaritäten herrschende Spannung gibt seinen Werken die ihnen eigentümliche starke und zugleich poetische Dynamik. Präzision und Vagheit stehen sich hier nicht einfach unvermittelt gegenüber... sie tanzen vielmehr miteinander. Keine Seite muß etwas opfern, jede wird durch die jeweils andere bereichert und akzentuiert. Bei der Betrachtung der Natur - Traum - Bilder empfinden wir zuerst einmal nur Freude. Die chromatische und strukturelle Schönheit der Bilder spricht unser Empfinden ganz unmittelbar an. Obwohl wir das Abgebildete nie vorher gesehen haben, scheinen wir uns dabei an etwas Langverborgenes zu erinnern.

Hier scheiden sich die Geister der Betrachter dieser Bilder. Die einen ziehen sich reflexartig auf ihre erworbenen Mechanismen der Welt- und Lebensbewältigung zurück und wissen das "Phänomen" sogleich in ihr Werte- und Erklärungs-System einzubauen... und deuten sie gar als Satelliten-Aufnahmen exotischer Kontinente. Andere wiederum sind fähig, sich der unerwarteten Sensation offen hinzugeben. Diese pure Sinnlichkeit hebt alle Aprioris auf: Raum und Zeit, die Kategorien von Ursache und Wirkung, Sinn und Zweck verblassen angesichts dieser Wahrnehmungen zu farb- und seelenlosen Schimären. Halamíčeks Bilder sind schön. Doch sie sind auch weit mehr als das. Man muß sie sehen, um zu "begreifen".